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Staatsministerin Maria Böhmer: «Der demografische Wandel bringt auch Chancen für die Integration»

Das erklärte Staatsministerin Maria Böhmer heute auf dem Kongress «Demografischer Wandel: Integration und Gesundheit» in Hannover. Zu der Tagung anlässlich des «International Migrants Day» hatte ein zivilgesellschaftliches Bündnis unter Führung des Ethno-Medizinischen Zentrums Hannover eingeladen. 
«Integration ist eine Schicksalsfrage für unser Land. Deshalb steht das Thema für die Bundesregierung ganz oben auf der politischen Agenda», betonte Böhmer in ihrer Rede vor mehreren hundert Teilnehmern. Sie begründete ihre Aussage mit Zahlen zur Bevölkerungsentwicklung. So hat etwa jeder fünfte in Deutschland einen Migrationshintergrund. Bei den Kindern sind es noch mehr: Jedes dritte unter fünf Jahren kommt aus einer Zuwandererfamilie. Insgesamt steigt die Zahl der Migranten an — im Gegensatz zur einheimischen Bevölkerung. Zugleich ist die Gruppe der Migranten im Schnitt auch deutlich jünger. Das Durchschnittsalter der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund liegt bei 44,9 Jahren — bei den Migranten sind es 34,3 Jahre. «Diese Zahlen machen klar: Deutschland wird vielfältiger. Damit wir alle davon profitieren, müssen wir verstärkt die Fähigkeiten der Migranten nutzen. Viele Unternehmen und öffentliche Institutionen setzen bereits auf die Sprachkenntnisse und die kulturellen Kompetenzen von Zuwanderern. Sie sehen Vielfalt als Chance. Zugleich benötigen Kinder und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien eine intensive Förderung. Wir müssen sie fit machen in der deutschen Sprache. Unverzicht-bar für den sozialen Aufstieg sind auch eine gute Bildung und eine qualifizierte Ausbildung. Kein Talent darf verloren gehen», erklärte Staatsministerin Böhmer.

 
Die Herausforderungen des demografischen Wandels sind vielfältig. Die Menschen werden immer älter: Die Lebenserwartung der 65-Jährigen steigt bis 2050 um etwa 4,5 Jahre. «Damit wird auch der Bereich Gesundheit und Pflege für die Integrationspolitik immer wichtiger. Die gesundheitliche Situation der Migranten ist häufig schlechter als die der Einheimischen. Ursache ist zumeist die ungünstigere soziale Lage. Hinzu kommen Barrieren bei der Gesundheitsversorgung beispielsweise durch fehlende Kenntnisse der deutschen Sprache. Häufig kommt es zu einer falschen Versorgung wegen sprachlicher und kultureller Missverständnisse. Auch deshalb ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Zuwanderer die deutsche Sprache beherrschen. Zugleich brauchen wir mehr zweisprachiges Personal», so Böhmer. «Wichtig ist auch, dass der kultursensible Umgang mit zugewanderten Menschen Bestandteil der Aus- und Weiterbildung in allen Lehr- und Heilberufen wird.»
Bislang scheitert der Einsatz von Fachkräften aus Zuwandererfamilien in Gesundheitsberufen oft noch daran, dass Migranten ihre im Ausland erworbenen Bildungs- und Berufsabschlüsse in Deutschland nicht anerkannt bekommen. «Es ist eine Verschwendung von Ressourcen, wenn Zahnärzte als Kellner oder Krankenschwestern als Putzfrauen arbeiten müssen. Doch nicht nur ausländische Akademiker und Fachkräfte im Gesundheitsbereich haben mit dem Problem zu kämpfen. Insgesamt betrifft dies mehrere hunderttausend qualifizierte Zuwanderer aus verschiedensten Berufen. Deshalb freue ich mich, dass wir bei der Anerkennung ausländischer Abschlüsse jetzt einen Riesenschritt vorangekommen sind», betonte Böhmer. 
In der vergangenen Woche hatte das Bundeskabinett Eckpunkte für eine gesetzliche Regelung verabschiedet. Dadurch sollen alle Berufs- und Zuwanderergruppen einen Anspruch auf Anerkennungsverfahren bekommen. Die gesetzliche Regelung soll im Laufe des kommenden Jahres auf den Weg gebracht werden. Der Kabinettsbeschluss knüpft an Eckpunkte an, die Staatsministerin Böhmer bereits im Juni gemeinsam mit Bildungsministerin Schavan vorgestellt hatte.
«Von der Entscheidung profitieren die Zuwanderer, die bisher nur unterhalb ihrer Qualifikation arbeiten können. Zugleich ist der Beschluss ein Gewinn für uns alle. Wir brauchen diese Menschen in ihren erlernten Berufen. Fast täglich hören wir vom Fachkräftemangel in vielen Bereichen unserer Wirtschaft, im Gesundheitswesen und auch in den Schulen. Hier macht sich der demografische Wandel bemerkbar. Mit der gesetzlichen Regelung für Anerkennungsverfahren stellen wir die richtigen Weichen für die Zukunft. Zugleich ist es ein wichtiger Beitrag zur Wertschätzung der Leistungen der Zuwanderer: Anerkennung im doppelten Sinne», so Böhmer.