Wer nicht übergewichtig ist, nicht raucht, Alkohol nur in Maßen konsumiert, körperlich aktiv ist und sich gesund ernährt, hat ein um etwa ein Drittel vermindertes Risiko, an Dickdarm- bzw. Mastdarmkrebs zu erkranken. Dies ist das Ergebnis einer großen europäischen Langzeitstudie (EPIC*) mit über 347.000 weiblichen und männlichen Studienteilnehmern im Erwachsenenalter. Das Wissenschaftlerteam unter Führung von Krasimira Aleksandrova und Heiner Boeing vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) veröffentlichte nun seine Daten in der Fachzeitschrift BioMed Medicine (Aleksandrova, K. et al., 2014, 12:168).
Darmkrebs gehört zu den häufigsten Krebsarten. Nach Angaben der International Agency for Research on Cancer erkranken weltweit etwa 746.000 Männer und 614.000 Frauen jährlich an dieser Krankheit, wobei diese Krebsform besonders häufig in Ländern mit westlichem Lebensstil auftritt. Dies legt den Schluss nahe, dass das gehäufte Auftreten dieser Krebsform mit bestimmten Merkmalen der westlichen Lebensart verbunden ist. In der Tat haben in den letzten Jahren verschiedene Studien Lebensstilfaktoren identifiziert, die jeweils für sich allein genommen mit dem Darmkrebs-Risiko in Zusammenhang stehen. Hierzu zählt zum Beispiel auch die Art der Ernährungsweise.
Neu an der aktuellen Studie ist nun, dass sie erstmals die kombinierten Effekte von fünf gesundheitsfördernden Lebensstilmerkmalen auf das Darmkrebsrisiko in einer europäischen Bevölkerungsgruppe untersucht hat. Die Wissenschaftler stuften dabei folgende Merkmale als risikosenkend ein: Nichtraucher zu sein, Alkohol nur in einem moderaten Maß zu trinken, ein normales Körpergewicht zu haben, wobei der Taillenumfang von Frauen kleiner als 80 cm und der von Männern kleiner als 94 cm sein sollte, körperlich aktiv zu sein sowie sich gesund zu ernähren. Im Rahmen der vorliegenden Studie bedeutete dies, sich mit vergleichsweise viel Gemüse, Obst und Vollkornprodukten, reichlich Nüssen und Samen, ausreichend Fisch und Joghurt, aber mit wenig rotem Fleisch und Wurstwaren zu ernähren.
Wie die Untersuchung zeigt, hatten Studienteilnehmer, die zwei der gesundheitsfördernden Merkmale aufwiesen, im Vergleich zu Personen, auf die kein oder nur ein günstiges Lebensstilmerkmal zutraf, ein um 13 Prozent verringertes Risiko, an Darmkrebs zu erkranken. Wiesen die Teilnehmer drei der untersuchten Merkmale auf, sank ihr Erkrankungsrisiko um 21 Prozent, wobei sich bei vier Merkmalen ihr Risiko sogar um 34 Prozent verringerte. Kamen alle fünf Merkmale zusammen, sank das Risiko um 37 Prozent.
„Wie unsere Ergebnisse zeigen, verringert sich das Darmkrebsrisiko umso mehr, je mehr man etwas für seine Gesundheit tut. Unsere Daten haben ergeben, dass durch eine gesunde Lebensführung bis zu 22 Prozent der Darmkrebs-Neuerkrankungen bei Männern bzw. bis zu 11 Prozent der Erkrankungen bei Frauen vermeidbar wären», sagt Aleksandrova, Erstautorin der Studie. „Das Umsetzen dieses Wissens in gesellschaftlich aktiv unterstützte Präventionsstrategien könnte wesentlich dazu beitragen, ein frühes und häufiges Auftreten dieser Krebsform zu vermeiden und damit viel persönliches Leid zu verhindern», ergänzt Heiner Boeing, Leiter der Potsdamer EPIC-Studie.
(idw) / Bild: J.Guntau (Creative Commons Lizenz 3.0)