Die Deutsche Bank hat vorläufige und noch nicht testierte Ergebnisse für das vierte Quartal und das Gesamtjahr 2011 vorgelegt. Der Gewinn nach Steuern lag im Gesamtjahr 2011 bei 4,3 Mrd € nach 2,3 Mrd € im Vorjahr. Das Ergebnis je Aktie (verwässert) betrug 4,30 € gegenüber 2,92 € im Jahr 2010. Die Eigenkapitalrendite vor Steuern nach Zielgrößendefinition und bezogen auf das durchschnittliche Active Equity lag 2011 bei 9,8% nach 14,7% im Jahr 2010. Vorstand und Aufsichtsrat schlagen der Hauptversammlung für 2011 eine zum Vorjahr unveränderte Dividende von 0,75 € je Aktie vor.
Dr. Josef Ackermann, Vorsitzender des Vorstands der Deutschen Bank, sagte: «Die Deutsche Bank hat erneut bewiesen, dass sie auch unter schwierigen Bedingungen ansehnliche Ergebnisse erzielen kann. Unsere ‘klassischen’ Geschäftsfelder haben 2011 mit Rekordergebnissen marktbedingte Schwächen im Investmentbanking ausgeglichen. Zugleich haben wir nachhaltig Vorsorge getroffen. Kapital, Liquidität und Refinanzierungsquellen wurden deutlich gestärkt. Insgesamt verfügt die Bank damit über eine hervorragende Ausgangsbasis, den Erfolgskurs der vergangenen Jahre auch in Zukunft fortzusetzen».
Ertragslage des Konzerns
Die Erträge beliefen sich im vierten Quartal 2011 auf 6,9 Mrd € und lagen damit 7% unter dem Rekordergebnis des Vorjahresquartals in Höhe von 7,4 Mrd €.
Im vierten Quartal 2011 betrugen die Erträge in CIB 3,4 Mrd €, was einem Rückgang um 26% gegenüber dem Vergleichswert im Vorjahresquartal von 4,6 Mrd € entspricht. Das vierte Quartal 2011 war durch verhaltene Marktaktivität aufgrund der weiterhin unsicheren Marktlage sowie einer fehlenden Risikobereitschaft der Investoren gekennzeichnet. Die Marktaktivität in Europa, einem der geschäftlichen Schwerpunkte der Deutschen Bank, war im Berichtsquartal besonders stark durch die europäische Staatsschuldenkrise beeinträchtigt.
In PCAM beliefen sich die Erträge im vierten Quartal 2011 auf 3,5 Mrd €, was einem Anstieg um 22% gegenüber dem Vergleichswert des Vorjahresquartals von 2,8 Mrd € entspricht. Ursache für den Anstieg der Erträge war insbesondere der Beitrag der Postbank im Gesamtquartal. Im Vorjahr war die Postbank erst im Monat Dezember 2010 konsolidiert worden. Die Erträge im vierten Quartal 2011 wurden durch Abschreibungen in Höhe von 144 Mio € auf griechische Staatsanleihen sowie niedrigere Erträge aus Investmentprodukten in Asset Management und Private and Wealth Management infolge des schwierigeren Marktumfelds beeinträchtigt.
Im Gesamtjahr 2011 beliefen sich die Erträge auf 33,2 Mrd €, was einem Anstieg um 4,7 Mrd € (16%) gegenüber dem Gesamtjahr 2010 entspricht. Dieser Anstieg ist vor allem auf die 2010 erworbene Postbank sowie, in geringerem Umfang, auf Sal. Oppenheim und das von der ABN AMRO erworbene Firmenkundengeschäft in den Niederlanden zurückzuführen.
Die Risikovorsorge im Kreditgeschäft belief sich auf 540 Mio € gegenüber 406 Mio € im Vergleichsquartal des Vorjahres. Dieser Anstieg war in erster Linie auf den Beitrag der Postbank für das gesamte Quartal in Höhe von 178 Mio € zurückzuführen. Darin sind Auflösungen in Höhe von 91 Mio € von vor der Konsolidierung gebildeter Risikovorsorge nicht berücksichtigt. Diese Auflösungen werden auf Konzernebene als Zinsüberschuss ausgewiesen. Ohne die Postbank stieg die Risikovorsorge im Kreditgeschäft um 13 Mio € gegenüber dem Wert des Vorjahresquartals. Dies ist auf eine höhere Risikovorsorge für gemäß IAS 39 umklassifizierte Vermögenswerte zurückzuführen und wurde durch ein verbessertes Ergebnis in den Kreditportfolios von Advisory Banking Germany und Advisory Banking International im Unternehmensbereich Private & Business Clients teilweise ausgeglichen.
Die Risikovorsorge im Kreditgeschäft belief sich im Gesamtjahr 2011 auf 1,8 Mrd € gegenüber 1,3 Mrd € im Vorjahreszeitraum. Zu diesem Anstieg trug im Wesentlichen die Postbank mit 761 Mio € für das Gesamtjahr bei. Darin sind vorgenannte Auflösungen in Höhe von 402 Mio € von vor der Konsolidierung gebildeter Risikovorsorge nicht berücksichtigt. Ohne die Postbank sank die Risikovorsorge im Kreditgeschäft um 139 Mio €. Dies spiegelt ein verbessertes Ergebnis in den Kreditportfolios von Advisory Banking Germany und Advisory Banking International im Unternehmensbereich Private & Business Clients wider.
Die Zinsunabhängigen Aufwendungen in Höhe von 6,7 Mrd € im vierten Quartal 2011 lagen um 395 Mio € (6%) über dem Wert des Vergleichsquartals 2010 (6,3 Mrd €). Der Sachaufwand und sonstige Aufwand stieg im aktuellen Quartal auf 3,7 Mrd € gegenüber 3,1 Mrd € im vierten Quartal des Vorjahres. Etwa 240 Mio € dieses Anstiegs entfielen auf Konsolidierungseffekte. Darüber hinaus ergaben sich in CB&S höhere Aufwendungen von rund 380 Mio €, die im Wesentlichen im Zusammenhang mit Rechtsstreitigkeiten standen, sowie Belastungen durch die Bankenabgaben in Deutschland und Großbritannien von 154 Mio € (in Consolidation & Adjustments ausgewiesen) und aus Wertminderungen von 135 Mio € in Bezug auf The Cosmopolitan of Las Vegas (in CI). Teilweise wurde dieser höhere Aufwand durch Einsparungen aus Maßnahmen zur Effizienzverbesserung (Programm zur Komplexitätsreduktion) kompensiert. Der Personalaufwand lag im Berichtsquartal mit 2,8 Mrd € um 9% unter dem Wert von 3,1 Mrd € im Vorjahresquartal. Reduzierten leistungsabhängigen Vergütungen stand ein höherer Personalaufwand infolge von Konsolidierungseffekten entgegen.
Im Gesamtjahr 2011 stiegen die Zinsunabhängigen Aufwendungen um 2,7 Mrd € (11%) auf 26,0 Mrd € gegenüber dem Vorjahreswert von 23,3 Mrd €. Der Anstieg war auf Konsolidierungseffekte von 2,9 Mrd € zurückzuführen, vor allem auf den Einbezug der Postbank für das Gesamtjahr sowie in geringerem Umfang auf die Konsolidierung von Sal. Oppenheim und auf das Firmenkundengeschäfts von ABN AMRO in den Niederlanden. Ohne diese Konsolidierungseffekte blieben die Zinsunabhängigen Aufwendungen leicht unter dem Vorjahreswert. Niedrigeren leistungsabhängigen Vergütungen, Einsparungen aus Maßnahmen zur Effizienzverbesserung (Programme zur Komplexitätsreduktion und zur CIB Integration) und niedrigeren Aufwendungen im Versicherungsgeschäft (im Wesentlichen Abbey Life) standen höhere Belastungen in CB&S (655 Mio € im Zusammenhang mit Rechtsstreitigkeiten und eine Sonderbelastung von 310 Mio € aus nicht geltend gemachten Umsatzsteueransprüchen in Deutschland), gestiegene Kosten in CI sowie die erstmalige Erfassung der Bankenabgaben in Deutschland und Großbritannien entgegen. Durch das Programm zur Komplexitätsreduktion konnten 2011 zusätzliche Einsparungen von rund 550 Mio € erzielt werden. Dieser Wert liegt um 50 Mio € über dem für 2011 vorgesehenen Beitrag und konnte erreicht werden, obwohl die dafür eingesetzten Kosten (sogenannte «cost-to-achieve») im laufenden Jahr um 40 Mio € unter dem ursprünglichen Planwert von 190 Mio € blieben.
Der Verlust vor Steuern belief sich im Berichtsquartal auf 351 Mio € im Vergleich zu einem Gewinn vor Steuern von 707 Mio € im Vorjahresquartal. Dieses Ergebnis spiegelt die äußerst schwierigen Marktbedingungen im Zusammenhang mit der Staatsschuldenkrise und dem daraus resultierenden Rückgang der Kundenaktivität wider, der vor allem die Geschäftsaktivitäten in CB&S beeinträchtigte.
Das Ergebnis vor Steuern für das Gesamtjahr 2011 betrug 5,4 Mrd €. Dies entspricht einem Anstieg gegenüber dem Vorjahr von 1,4 Mrd €. In allen Geschäftsfeldern des klassischen Bankgeschäfts konnte die Bank hingegen den Vorsteuergewinn im Vergleich zum Vorjahr ausbauen.
Der Gewinn nach Steuern belief sich im vierten Quartal 2011 auf 186 Mio € gegenüber 605 Mio € im Vergleichsquartal des Vorjahres. Im Berichtsquartal wurde ein Steuerertrag von 537 Mio € nach einem Ertragsteueraufwand in Höhe von 102 Mio € im Vergleichsquartal des Vorjahres erfasst. Der vorgenannte Steuerertrag wurde insbesondere durch Änderungen bei dem Ansatz und der Bewertung latenter Steuern und durch eine vorteilhafte geografische Verteilung des Konzernergebnisses begünstigt. Der Ertragsteueraufwand im vierten Quartal 2010 wurde im Wesentlichen durch verbesserte Ertragsteuerpositionen in den USA begünstigt.
Im Gesamtjahr 2011 belief sich der Gewinn nach Steuern auf 4,3 Mrd € nach 2,3 Mrd € im Vorjahr. 2011 lag der Ertragsteueraufwand bei 1,1 Mrd €, woraus sich eine effektive Steuerquote von 20% ergab. 2010 hatten der Ertragsteueraufwand bei 1,6 Mrd € und die effektive Steuerquote bei 41% gelegen. Die Steuerquote für das aktuelle Geschäftsjahr resultierte im Wesentlichen aus Änderungen bei dem Ansatz und der Bewertung latenter Steuern, einer vorteilhaften geografischen Verteilung des Konzernergebnisses und der teilweisen Steuerbefreiung des Gewinns im Zusammenhang mit der Hua Xia Bank. Im Vorjahr war die Quote von 41% durch die Belastung von 2,3 Mrd € im Zusammenhang mit der Postbank beeinträchtigt worden, mit der kein Steuerertrag verbunden war.
Die Tier-1-Kernkapitalquote ohne Hybridinstrumente (Core-Tier-1) lag per Jahresende 2011 bei 9,5% und die Tier-1 Kapitalquote bei 12,9%. Die risikogewichteten Aktiva stiegen im vierten Quartal um 44 Mrd €, wobei die Einführung der Anforderungen von Basel 2.5 eine Erhöhung von 54 Mrd € beitrug. Andere nennenswerte Veränderungen waren die Reduzierungen der risikogewichteten Aktiva für das Kreditrisiko um 23 Mrd € sowie um 14 Mrd € höhere risikogewichtete Aktiva für operationelle Risiken. Die Erhöhung der risikogewichteten Aktiva für operationelle Risiken erfolgt im Wesentlichen rein vorsorglich und vor dem Hintergrund möglicher Rechtsrisiken aus der Finanzkrise. Das Tier-1-Kernkapital erhöhte sich von 34 Mrd € auf 36 Mrd €. Darin enthalten sind 0,9 Mrd € aufgrund geringerer Kapitalabzugspositionen in Bezug auf Verbriefungspositionen im Handelsbuch, die unter Basel 2.5 als risikogewichtete Aktiva ausgewiesen werden.
Die Bilanzsumme betrug zum Jahresende 2011 2.164 Mrd €, nach 1.906 Mrd € zum Ende des Vorjahres. Auf bereinigter Basis, das heißt nach Aufrechnung von Derivaten und bestimmten anderen Bilanzpositionen, betrug die Summe der Aktiva 1.267 Mrd €. Dies entspricht im Vergleich zum Vorjahresschluss einem Zuwachs von 57 Mrd € und war vor allem auf höhere verzinsliche Einlagen bei Kreditinstituten und auf Währungseffekte zurückzuführen. Zum Jahresende 2011 verbesserte sich die Relation von Bilanzsumme zum Eigenkapital (Leverage Ratio) gemäß Zielgrößendefinition auf 21 von 23 zum Jahresende 2010, was auf ein höheres bereinigtes Eigenkapital, überwiegend aufgrund einbehaltener Gewinne, zurückzuführen war.
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