Arme reiche Kinder! So muss man sie wohl nennen, die 6- bis 13-Jährigen, die soviel Taschengeld zur Verfügung haben wie nie und entsprechend im Kaufrausch sind. Arme Kinder, denn sie werden zu Konsum-Objekten degradiert, zur Zielgruppe für Unternehmen, die die Kaufkraft dieser Kinder so früh wie möglich an sich binden wollen. Während über die täglich erlaubte Medienzeit in den meisten bürgerlichen Familien immerhin noch verhandelt wird, kapitulieren viele Eltern vor dem Markendruck. Selbst bei den ganz Kleinen führt es schon zu sozialer Ächtung, wenn sie nicht in bestimmten gerade angesagten Kleidungsstücken unterwegs sind; die Kinderzimmer quellen über vor Spielzeug.
Nicht nur die Kinder sind die Zielgruppe, auch die Erwachsenen in ihrem Umfeld. Nun darf man jedem Kind sein Taschengeld gönnen, vor allem der mageren Zeiten eingedenk, die die Generation 50 plus in dieser Hinsicht erlebt hat. Aber man fragt sich doch, ob in den vollgepfropften Kinderzimmern noch von Abenteuern geträumt werden kann, ob es im Rausch der jederzeit erfüllbaren Wünsche überhaupt noch so etwas wie Befriedigung gibt.
Das Schönste an Wünschen ist ja nicht ihre Erfüllung, sondern die Zeit, die bis zu ihrer Erfüllung vergeht. Das Ansparen, das Planen, die Vorfreude, der Verzicht um des höheren Zieles willen, die freudige Erwartung: All das wird den meisten Kindern heute vorenthalten. Deshalb können sie einem Leid tun. Und als Erwachsener im Beziehungsnetz von kleinen Kindern fragt man sich oft, ob man wirklich noch Geld oder Dinge schenken soll, oder ob man nicht umdenkt und etwas schenkt, das wirklich kostbar ist: Zeit. Sinnvoll gestaltete gemeinsame Zeit.
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Quellen: ots / Westfalenpost / Bild: S. Hofschlaeger