Auch wenn man kaum noch darüber redet — in Afghanistan tobt weiter Krieg. Wenn überhaupt, so vermeldet man dortiges Sterben nur, wenn der Tod Soldaten der westlichen Mächte ereilt. Deren Opferzahlen nehmen ab. Logisch, die Truppen werden reduziert, dafür schiebt man Einheimische vor die Läufe von Taliban und anderen Kriegsgewinnlern. Übergabe der Verantwortung wird das genannt. Das allein zeugt von moralischer Verkommenheit. Was will man da übergeben? Etwa die Schuld daran, am Hindukusch erneut einen Krieg in widerlichster Dimension begonnen und eine ganze Region in Brand gesteckt zu haben? Nein, diese Verantwortung wird man nicht los, nicht in Washington und auch nicht in Berlin, wo ein Kanzler Schröder in falscher Deutung von Terroranschlägen uneingeschränkte Solidarität mit den Angreifern bekundet hat. Und wo seither die Mehrheit der Volksvertreter gegen den Willen des Volkes eine Kriegsverlängerung nach der anderen durchgestimmt hat.
Das »Abenteuer» Afghanistan baden wie immer die kleinen Leute aus. Viele wortgetreu im eigenen Blut. Während der MAD-Geheimdienst einige wenige Geheimnisträger nach Deutschland schleust, legt die Regierung für normale afghanische Kollaborateure großzügig ausgestattete Weiterbildungsfonds auf. Welch Glücksgefühl muss ein Familienvater empfinden, der eine Zusatzausbildung absolvieren oder eine Fremdsprache lernen kann, bevor ihn die Taliban an die Wand stellen.
Quelle: ots / neues deutschland