In der aktuell in Cell Metabolism erschienene Arbeit „The Cancer- Associated FGFR4-G388R Polymorphism Enhances Pancreatic Insulin Secretion and Modifies the Risk of Diabetes“ beschreibt eine Arbeitsgruppe aus Wissenschaftlern des Krebsforschungsinstituts Ontario, Canada, des Max- Planck-Instituts für Biochemie, Martinsried, der Harvard Medical School, USA, der Universität Kuopio, Finnland und der Medizinischen Universitätsklinik Tübingen eine genetische Veränderung, die hilft, den Zusammenhang zwischen Typ 2 Diabetes und Krebs besser zu verstehen. Der translationale Ansatz konnte die Bedeutung der krebsinduzierenden Genvariante FGFR4-G388R für Insulinproduktion und Diabetesrisiko aufzeigen.
Diabetes und Krebs sind Erkrankungen die einen Großteil der Weltbevölkerung betreffen und deren Prävalenz nicht nur in den industrialisierten Ländern ansteigt, sondern auch in den sich entwickelnden Regionen der Welt. Neueste Zahlen zeigen, dass weltweit im Jahre 2011 etwa 366 Millionen Menschen an Diabetes erkrankt waren, und dass z.B. im Jahre 2008 12,7 Millionen Krebsfälle weltweit neu auftraten. Dabei ist bekannt, dass beim Typ 2 Diabetes bestimmte Kebserkrankungen, wie Brustkrebs, Dickdarmkrebs, Gebärmutterkrebs, Leberkrebs, gehäuft vorkommen. Als mögliche Mechanismen die dafür verantwortlich sind wird unter anderen die Hyperinsulinämie diskutiert, also eine erhöhte Konzentration des Hormons Insulin im Blut.
Schon vor längerem konnte die Forschergruppe um Professor Axel Ullrich, Direktor der Abteilung für Molekulare Biologie am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried, einen Zusammenhang zwischen der Mutation FGFR4-G388R im FGF Rezeptor 4 Gen und dem Fortschreiten von Brustkrebs und einer Therapieresistenz nachweisen. Jetzt hat das Forscherteam, an dem die Tübinger Wissenschaftler Professor Norbert Stefan, Inhaber der Heisenberg- Professur für klinisch-experimentelle Diabetologie, und Professor Hans- Ulrich Häring, Ärztlicher Direktor der Medizinischen Universitätsklinik (Abt. Innere Medizin IV) Tübingen beteiligt sind, aufgezeigt, dass dieselbe Mutation die Insulinproduktion erhöht und das Diabetesrisiko beeinflusst.
„Diese neuen Erkenntnisse über die molekularen Mechanismen der Signalfunktion von FGFR4 und zum Einfluss dieses Rezeptors auf den Blutzuckerstoffwechsel beim Menschen, können den komplexen Zusammenhang von Diabetes und Krebs sicher nicht aufklären. Wie in einem Editorial zu dieser Arbeit dargelegt***, stellen sie aber ein Beispiel für eine gelungene Zusammenarbeit von Grundlagenwissenschaftlern und Klinikern aus den Disziplinen der Onkologie und Diabetologie dar, um dieses wichtige Thema besser zu verstehen und die Forschung auf diesem Gebiet voranzubringen“, erläutert Stefan. Die Tübinger Wissenschaftler werden dazu weitere Studien in Kooperation mit den nationalen und internationalen Kollegen der bereits beteiligten Institutionen und mit Kollegen im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD), das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird, durchführen.
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(idw) / Bild: Michael Bührke