Der bekannte Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel befürchtet angesichts der aktuellen Niedrigzinsphase erhebliche Auswirkungen auf die Renten und einen weiteren Anstieg der Altersarmut. «Wir merken jetzt, dass die Kapital gedeckte Altersversorgung mitten in der Krise steckt. Die Menschen haben aufgrund der sehr niedrigen Zinsen und der im Vergleich höheren Inflation reale Vermögensverluste», erklärte Hickel in der Sendung UNTER DEN LINDEN im Fernsehsender PHOENIX. Die Entscheidung der Europäischen Zentralbank, die Zinsen erneut zu senken, bringe zudem Versicherer in die Bredouille. «Einige befinden sich in einer tiefen Krise.»
Die Öffnung der Alterversorgung für kapitalmarkt-gestützte Produkte sei ein «Riesenfehler» gewesen, denn nunmehr gebe es immer mehr Risiken für Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen. «Und am Ende wird Altersarmut geschaffen», war Hickel überzeugt. Eine Existenz sichernde Altersversorgung werde so immer unsicherer. Der Bremer Wirtschaftswissenschaftler warnte zudem vor weiteren Folgen der Niedrigzinspolitik. Aufgrund der großen Liquidität in den Märkten «können neue Spekulationsblasen entstehen. Man muss verhindern, dass hier wieder alchimistisches Teufelswerk geschaffen wird», so Hickel.
Der Präsident des Handelsblatt Research Institute und frühere Wirtschaftsweise, Bert Rürup, sah die Entwicklung weniger bedrohlich. «Die Niedrigzinsphase ist kein Dauerzustand, ist aber in den nächsten zwei Jahren ohne Alternative. Mit dieser Politik der Europäischen Zentralbank wird lediglich Zeit gekauft», zeigte Rürup Verständnis für diesen Schritt.
Bild: Gerd Altmann/Hintergrund:pixabay