Braunschweig. Die Braunschweiger Baugenossenschaft (BBG) plant ein großes Modernisierungsprojekt im Westlichen Ringgebiet in der Nähe des ehemaligen Westbahnhofs. Die BBG will die zurzeit leer stehenden, viergeschossigen Wohnhäuser Jahnstraße 16, 16a und 17 aus der Gründerzeit mit einem Gesamtfinanzvolumen von rund 2,85 Millionen Euro umfassend sanieren. Die Verwaltung schlägt vor, dafür bis zu 700.000 Euro Städtebaufördermittel aus dem Projekt „Westliches Ringgebiet — Soziale Stadt“ zur Verfügung zu stellen. „Diese Maßnahme wird einen wichtigen Beitrag zur weiteren Verbesserung der städtebaulichen Situation im südlichen Bereich des Sanierungsgebietes der Sozialen Stadt leisten“, sagt Stadtbaurat Heinz-Georg Leuer. „Nach der Modernisierung der Gebäude Hugo-Luther-Straße 37 und Jahnstraße 1 mit Einrichtung der Nähwerkstatt in der Jahnstraße ist es das Ziel, die besondere städtebauliche Situation mit ihrer qualitätsvollen, zurückhaltenden gründerzeitlichen Gestaltung und kostengünstigem Wohnraum zu erhalten.“ Nach der Gebäudesanierung würden weitere Wohnungen mit Mietpreisen unter fünf Euro pro Quadratmeter angeboten werden können.
Die BBG stellt Studierenden der Hochschule für Bildende Künste (HBK) über einen Kooperationsvertrag günstigen Wohnraum und Künstlern attraktive Arbeitsräume zur Verfügung. In der Jahnstraße sind bereits die Künstlergruppe „NeunRaumKunst“ und der Kunstverein (Jahnstraße 8a) angesiedelt. „Die besondere architektonische Form und Geschichte der historischen Wohngebäude soll durch eine am Bestand orientierte Gestaltung der Fassaden und durch eine Aufwertung des öffentlichen Raumes unterstrichen werden“, so der Stadtbaurat weiter. Die Jahnstraße und die nördlich benachbarte Hugo-Luther-Straße bildeten einen städtebaulich und baugestalterisch zusammenhängenden Straßenzug, der sich durch seine Geschlossenheit und harmonische Gestaltung auszeichne. Die Häuser wurden um 1910 für die Arbeiter in den damals im Umfeld vorhandenen Fabriken und Manufakturen errichtet und gehören zu den ersten genossenschaftlichen Wohnungen der BBG. Leuer: „An dem langfristigen Erhalt der Jahnstraße als eine frühe genossenschaftliche Wohnanlage aus einem Guss besteht aus städtebaulicher wie kulturgeschichtlicher Sicht ein hohes Interesse.“ Mit den Bauarbeiten soll, wenn der Rat am 24. Juni zustimmt, noch in diesem Jahr begonnen werden. Zuvor wird das Thema im Planungs- und Umwelt- sowie im Verwaltungsausschuss behandelt. Leuer erinnert in diesem Zusammenhang an bereits realisierte Projekte im Umfeld der Jahnstraße. So hätten der Ausbau der Hugo-Luther-Straße samt Sanierung der Kita Schwedenheim und die Einrichtung eines Familienzentrums sowie eines Mehrgenerationenhauses als Quartierszentrum die Attraktivität des Stadtgebiets deutlich erhöht. Dies gelte ebenso für den Ausbau des Jugendzentrums „Drachenflug“ oder die Umwandlung der ehemaligen Ringgleistrasse zum beliebten Freizeitweg. „Und wir investieren dort kräftig weiter“, hebt Stadtbaurat Leuer im Blick auf den aktuell laufenden Ausbau des Areals am alten Westbahnhof hervor, für den die Verwaltung, gefördert mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) in Höhe von 1,9 Millionen Euro, insgesamt fast vier Millionen Euro in die Hand nimmt. „So geben wir dem Gebiet ein neues Gesicht für ein Quartier zum Leben und Arbeiten.“ Wichtige Maßnahmen wie Erschließung und Straßenbau seien bereits weitgehend realisiert. Auf den ehemaligen gewerblichen Brachen entstünden neue Gewerbeflächen und Baugebiete für Einfamilienhäuser. Ein Stadtteilpark mit Jugendplatz und dem „Garten ohne Grenzen“ werde dem Stadtteil eine neue, eigene Identität geben. In den nächsten beiden Jahren sind weitere Einzelmaßnahmen im südlichen Bereich des Sanierungsgebietes geplant: Der Jugendplatz soll durch einen BMX-Parcours und einen Jugendstützpunkt ergänzt werden. An der Einmündung der Hebbelstraße in die Arndtstraße wird ein Quartiersplatz entstehen. Durch den Neubau einer Wendeanlage am südlichen Ende der Büchnerstraße soll die Wohnsituation verbessert und der Durchfahrtsverkehr durch die Hugo-Luther-Straße vermieden werden. Insgesamt sind — zusätzlich zum Projekt West-bahnhof — im Sanierungsgebiet „Westliches Ringgebiet — Soziale Stadt“ in den Jahren 2013 und 2014 von der Stadt Braunschweig Fördermaßnahmen und Projekte in der Höhe von insgesamt rund zwei Millionen Euro zur weiteren Aufwertung des Stadtteils geplant. Zwei Drittel davon werden als Zuschüsse von Bund und Land erwartet.