Rund zwei Wochen nach seinem Verschwinden ist der Frachter «Arctic Sea» im Atlantischen Ozean ausfindig gemacht worden. Das unter maltesischer Flagge fahrende Schiff sei 400 Seemeilen vor den Kapverden geortet worden, teilte die Küstenwache des Landes mit. Die Umstände des mysteriösen Verschwindens blieben aber ungeklärt: Nach EU-Informationen wurde der Frachter zweimal überfallen. Russland und die NATO stehen wegen des seit Tagen gesuchten Schiffes «Arctic Sea» in ständigem Kontakt.
Die mit finnischem Holz beladene «Arctic Sea» befinde sich außerhalb der kapverdischen Hoheitsgebiete, sagte ein Vertreter der Küstenwache der Kapverden. Sobald das Schiff jedoch in die Gewässer des Landes einfahre, werde die Behörde mit ihren «Partnern» über das weitere Vorgehen beraten. Dabei könne eine Erstürmung des Schiffes nicht ausgeschlossen werden.
Nach dem Schiff mit seiner 15-köpfigen russischen Besatzung wurde tagelang in einem internationalen Einsatz fieberhaft gesucht. Seinen letzten Funkkontakt hatte der Frachter am 28. Juli mit der britischen Küstenwache. Ob er entführt wurde oder aus anderen Gründen von seiner ursprünglich geplanten Fahrt nach Algerien abwich, ist unklar. Experten gehen davon aus, dass die «Arctic Sea» Opfer einer neuen Form der Piraterie geworden sein könnte.
Nach Informationen der EU-Kommission wurde der Frachter vor und nach seinem Verschwinden Ende Juli überfallen. Wie ein Sprecher von EU-Verkehrskommissar Antonio Tajani mitteilte, ereigneten sich die Angriffe vor den Küsten Schwedens und Portugals. Es scheine, als hätten diese nichts mit «traditionellen Piratenüberfällen» oder «bewaffneten Angriffen auf hoher See» gemein.
Russland und die NATO stehen unterdessen wegen des Schiffes in ständigem Kontakt. Das teilten eine NATO-Sprecherin in Brüssel und der russische NATO-Botschafter Dmitri Rogosin übereinstimmend mit. Die Situation des Schiffes sei «dramatisch», sagte Rogosin im russischen Rundfunk. Mehr könne er aber im Moment nicht zu dem Thema sagen.
Die französische Tageszeitung «Libération» zitierte derweil den Chefredakteur einer russischen Fachzeitschrift mit den Worten, die Annahme eines Piratenüberfalls sei «lächerlich». Vermutlich habe der Frachter etwas anderes als Holz an Bord, mutmaßte der auf Seetransporte spezialisierte Journalist Michail Woitschenko. «Wahrscheinlich sind es Waffen oder etwas anderes Heikles.»