Deutsche Solarindustrie am Ende, China übernimmt den Weltmarkt — Berlin Herald

Jetzt geht es Schlag auf Schlag. Aber das kann nicht überraschen. Die deutschen Solarhersteller haben sich jahrelang bequem zurückgelehnt und den Chinesen sehenden Auges den Markt überlassen. Ganz zu Anfang konnte man noch mit Recht darauf verweisen, dass Fotovoltaik Hochtechnologie ist, die nicht so leicht zu kopieren sei. Aber diese Zeiten sind längst vorbei. Als etwa Q-Cells, mittlerweile auch insolvent, im Jahr 2001 mit viel Pomp und noch mehr Fördergeldern seinen Vorzeige-Fertigungsstandort in Sachsen-Anhalt eröffnete, hätte eigentlich schon klar sein müssen, dass das nicht klappen kann. Da waren die Produzenten im fernen Osten dabei, gleichzuziehen und setzten sogar schon zum Überholen an. Und als schon längst tiefdunkle Wolken über der Branche aufzogen, hat man immer noch so getan, als sei alles eitel Sonnenschein. Alle haben darauf gesetzt, dass die Subventionen üppig weiterfließen.

Conergy, das einstige Aushängeschild der Solarbranche, ist sicher nicht der letzte Kandidat, dem das Geld ausgeht. Siemens und Bosch haben schon die Reißleine gezogen. Natürlich muss man sich darüber aufregen, dass die Chinesen mit Staatsmilliarden ihre Solar-Module unter Preis in den Weltmarkt drücken. Aber es war Zeit genug, zu reagieren. Die EU-Strafzölle kommen zu spät. Schlichte Appelle werden nicht helfen, zu einem fairen internationalen Wettbewerb zu kommen. Das Ende vom Lied wird sein, dass über kurz oder lang fünf chinesische Hersteller den Weltmarkt beherrschen.

Nur, in Forschung und Entwicklung wird mittlerweile auch nicht mehr investiert. Selbst in China nicht. Die einstige Innovationsbranche stagniert technologisch seit zwei bis drei Jahren. Statt Klasse wird nur noch Masse produziert. Das können wir uns nicht leisten. Mit jedem Arbeitsplatz, der in der deutschen Solarindustrie verloren geht, geht auch eine Menge Know-how verloren. Ausgerechnet in einem boomenden Zukunftsmarkt. Vermutlich haben wir auch hier schon den Anschluss verpasst. So etwas ist bekanntlich kaum wieder gutzumachen.

Quellen: ots / Weser-Kurier