Die zwei Seiten der Baubranche in Griechenland

Im Jahr 2008 musste die Baubranche in Griechenland gleich mehrere Schläge hinnehmen, zum einen aufgrund der Krise und durch die Kürzung des Öffentlichen Investitionsprogramms (PDE), zum anderen wegen der stetig abnehmenden Bautätigkeit. Unter diesen Bedingungen leiden vor allem die kleinen bis mittelständigen Betriebe, da sie nicht die Möglichkeit haben, an öffentlichen Ausschreibungen für größere Bauobjekte teilzunehmen und ihnen kein Spielraum für hohe Preisnachlässe bleibt; zudem begegnen sie wachsenden Schwierigkeiten im Finanzierungsbereich, da die Auflagen der Banken strengeren Richtlinien unterworfen sind. Als Folge daraus wird, nach Einschätzung einer neuen Studie von Hellastat, sowohl die Konkurswelle noch weiter anschwellen, als auch die Zahl der Übernahmen ansteigen, wodurch die Marktkonzentration innerhalb der Branche sich erhöhen wird. Zudem wird ein starker Arbeitsplatzabbau erwartet, sogar in hoch qualifizierten Betrieben. Die momentane Situation im Bauwesen spiegelt sich auch in der Höhe des öffentlichen Investitionsprogramms, welches im Jahr 2009 auf dem niedrigsten Niveau seit 1996 lag, bei nur 8,8 Milliarden Euro gegenüber 9,3 Milliarden Euro im Jahr 2008, d. h. eine Abnahme um 10,1 %. Obwohl die Zahl der Ausschreibungen für große öffentliche Bauten (über 2 Millionen Euro) anstieg — 156 in den ersten 6 Monaten 2009 gegenüber 142 im selben Zeitraum 2008 — bleibt sie niedriger als in den ersten 6 Monaten früherer Jahre (201 in 2007 und 381 in 2006). Was die Tätigkeit im Baugewerbe angeht, so wiesen die ersten 6 Monate 2009 einen Rückgang bei der Bauerlaubnis von 15,6 % im Verhältnis zum Vergleichszeitraum des Vorjahres auf — das bedeutet einen Rückgang um 25,8 % der Gesamtfläche und um 26,5 % des Volumens. Hierfür gibt es drei Hauptgründe: die Preiserhöhung bei den Rohstoffen, das nachlassende Vertrauen in Immobilien und der hohe Anteil unverkaufter Wohnungen, der bei nahezu 170.000 liegt. Die Zukunftsaussichten der Branche hängen von verschiedenen Faktoren ab, wie von der von der Regierung bekannt gegebenen Änderung des Übertragungssystems für öffentliche Bauten, aber auch von der stärkeren Präsenz griechischer Gesellschaften im Ausland und dabei vor allem in Bulgarien und Rumänien, wo Bauten zur Verbesserung der Infrastruktur anstehen. Die größten Hoffnungen auf einen Aufschwung scheinen im Zusammenhang mit Geldposten aus dem 4. EU-Förderprogramm zu stehen, die durch Zusammenschlüsse von öffentlichen und privaten Unternehmen genutzt werden sollen. An der Hellastat-Studie nahmen 1611 Unternehmen teil, die für das Jahr 2008 einen Umsatz von 8,19 Milliarden Euro auswiesen, eine Steigerung um 20 % gegenüber 2007. Die 13 an der Börse notierten Bauunternehmen erreichten in den ersten 9 Monaten 2009 einen Umsatz von 3,4 Milliarden Euro und lagen damit um 12,8 % höher als im Vergleichszeitraum 2008 — wobei sich die Verbesserung nur auf die 4 Spitzenunternehmen bezieht, während die anderen sich verschlechterten.

Insgesamt sind für die Stichprobe die Betriebsergebnisse von 2008 um 53,5 % gestiegen, während der Gewinn vor Steuern um 14,6 % zulegte, mit durchschnittlichem Bruttogewinn von 19,5 %, also eine knappe Steigerung.