Immer deutlicher richtet sich der Unmut gegen Wladimir Putin. Russlands «nationaler Führer» hat den Bogen überspannt. Die Russen ärgern sich über die arrogante Art, mit der Putin und Medwedew im Herbst ihren geplanten Ämtertausch bekanntgaben. Sie fühlen sich betrogen, weil die beiden lässig hinzufügten, das Ganze habe man vor langer Zeit abgesprochen. Damit war Medwedews Wahl zum Präsidenten 2008 endgültig als abgekartetes Spiel entlarvt, das nur Putin die Macht sichern sollte. Einen Ausweg zu finden, wird für die russische Führung nicht leicht. Putins Rücktritt ist nicht nur unwahrscheinlich. Er wäre auch keine gute Lösung. Das ganze politische und wirtschaftliche System ist mittlerweile so sehr auf seine Person ausgerichtet, dass ein solcher Schritt das Land destabilisieren würde.
Besser wäre es, die Machthaber und die Opposition fänden einen Weg zum Dialog. Doch noch sitzen Russlands Mächtige auf viel zu hohem Ross. Sie hoffen, dass sie mit ein paar Reförmchen billig davon kommen und die Proteste bald abebben. Alles hängt nun davon ab, ob die Opposition die Bewegung ausweiten kann und es schafft, den Druck bis zur Präsidentenwahl im März noch zu erhöhen. Es ist eine historische Chance.
Quelle: ots / Rheinische Post / Doris Heimann
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