Hohes Unfallrisiko auf Landstraßen

Außerorts fühlen sich viele Autofahrer sicherer als in der Stadt oder auf der Autobahn. Doch der Schein trügt. Auf Landstraßen kommen jedes Jahr mehr Menschen ums Leben als auf allen anderen Straßen zusammen.

Laut der jüngsten Statistik kamen im Jahr 2007 auf den Landstraßen zwischen Flensburg und Friedrichshafen 3012 Menschen ums Leben, 30 600 erlitten schwere Verletzungen. Die häufigste Ursache von tödlichen Unfällen ist der Aufprall auf Bäume und andere Hindernisse neben der Fahrbahn. «Bei einem Baumunfall haben die Insassen häufig kaum Überlebenschancen», erklärt Jörg Ahlgrimm, Leiter der Unfallanalyse bei der Dekra. Auf Landstraßen seien daher ungeteilte Aufmerksamkeit, vorausschauende Fahrweise und, vor allem in Kurven, angepasste Geschwindigkeit extrem wichtig, sagt Ahlgrimm und fordert auch konstruktive Nachbesserungen: «Statt Bäumen sollten man am Straßenrand nur noch Büsche nachpflanzen, da sie die von der Straße abkommenden Fahrzeuge verlangsamen.»

Die zweithäufigste Ursache für tödliche Unfälle auf Landstraßen sind frontale Zusammenstöße. Der Grund dafür sind meist riskante Überholmanöver. «Unerfahrene Lenker schätzen die benötigte Überholstrecke oft falsch ein oder nutzen selbst schlecht einsehbare Stecken zum Überholen», gibt der Experte zu bedenken: «Die eingesparte Fahrzeit steht dabei in keinem Verhältnis zum Unfallrisiko.» Sein Rat: Gegenverkehr sowie nachfolgende Fahrzeuge im Blick behalten und im Zweifel aufs Überholen verzichten. Zudem könnten mehr Überholstrecken mit einer zusätzlichen Fahrspur das Problem entschärfen.

Ein weiteres Risiko auf Landstraßen stellen die oft schlecht einsehbaren Kreuzungen und Einmündungen dar. Besonders Motorradfahrer werden hier aufgrund ihrer schmalen Silhouette und der hohen Beschleunigung oft zu spät erkannt. An Knotenpunkten gilt deshalb auch für die Vorfahrtberechtigten besondere Vorsicht. Ergänzend schlagen die Forscher mehr Kreisel und Leitinseln vor.

Handlungsbedarf sehen sie zudem bei den oft nicht gekennzeichneten Einmündungen von Privatstraßen und Feldwegen. Hier können landwirtschaftliche Fahrzeuge unvermittelt einbiegen oder kreuzen. «Viele Verkehrsteilnehmer schätzen Erntefahrzeuge aufgrund ihrer geringen Geschwindigkeit als ungefährlich ein und vergessen dabei deren Ausmaße», warnt Axa-Unfallforscher Anton Brunner. Darüber hinaus müsse einkalkuliert werden, dass ein einbiegendes Fahrzeug einige Zeit zum Beschleunigen brauche.

(ddp)