Die Grippe ist eine der gefährlichsten Infektionskrankheiten. Ihre Viren fordern bis zu einer halben Million Todesopfer pro Jahr. Professor Michael Lässig von der Universität zu Köln hat nun ein Modell erarbeitet, mit dessen Hilfe sich die Evolution des Grippevirus von einem Jahr auf das nächste vorhersagen lässt. Diese Methode kann zu verbesserten Impfstoffen führen. Die Ergebnisse der Studie erscheinen am 26. Februar in der Fachzeitschrift Nature.
Michael Lässig und Kooperationspartnerin Marta £uksza von der Columbia University, New York, nutzten für Ihre Vorhersagen Darwins Prinzip: Evolution ist das Überleben der fittesten Individuen. Aber was bestimmt die Fitness eines Grippevirus? Zunächst beruht der Erfolg auf Innovation. Das Virus muss durch eine hohe Rate von Mutationen unserer Immunabwehr entkommen. Erfolgreiche Mutanten sind jedoch auch konservativ: sie müssen alle wichtigen Funktionen des Grippevirus erhalten. £uksza und Lässig konnten vorhersagen, welche Virenstämme die optimale Kombination aus Innovation und Erhaltung haben.
Die Studie der beiden Wissenschaftler ist ein Durchbruch für ein quantitatives Verständnis der Grippeviren. Ihre Methode ermöglicht eine neue, systematische Auswahl von Impfstämmen. Inwieweit dies zu verbesserten Impfstoffen führt, wird sich jedoch erst nach weiteren umfangreichen Tests mit weltweiten Influenza-Daten zeigen.
Seit über sechzig Jahren beobachtet die Weltgesundheitsorganisation die Evolution des Grippevirus. Auf Grundlage dieser Daten werden zwei Mal jährlich Grippe-Stämme für die Produktion von Impfstoffen ausgewählt. Da das Virus sich schnell verändert, ist die Auswahl optimaler Impfstämme eine schwierige Herausforderung für die globale Gesundheitsvorsorge.
(idw) / Bild: Michael Bührke