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Ist ein deutscher Energieriese bestehend aus Eon und RWE sinnvoll? — Berlin Herald

Vermutlich war Eon-Chef Johannes Teyssen gestern zumindest verwundert: Völlig unerwartet bringt EU-Kommissar Günther Oettinger da einen aus RWE und Eon geformten deutschen Energieriesen ins Gespräch — dabei hatte die EU-Kommission selbst Eon erst vor ein paar Jahren aus Angst vor zu viel Marktmacht genötigt, Konzernteile abzustoßen. Auch Jürgen Großmann von RWE dürfte gestaunt haben. Eine plötzliche Kehrtwende — oder doch nur eine der typischen Provokationen des Schwaben in Brüssel? Wohl Letzteres. Ein Zusammenschluss der beiden größten deutschen Versorger jedenfalls ist mit Blick auf das Kartellrecht undenkbar. Doch abgesehen davon stellt sich die grundsätzliche Frage nach dem von Oettinger geforderten deutschen Energieriesen.

Der reine Vergleich von Bilanzzahlen bringt einen jedoch nicht weiter. Natürlich spielen RWE und Eon hier in einer anderen Liga als der Staatskonzern Gazprom oder die US-Giganten ExxonMobil und Chevron, die auch auf dem Öl-Markt unterwegs sind, der für die Deutschen kaum von Bedeutung ist. Viel wichtiger als die reine Größe dürfte die Frage der Zukunftsfähigkeit sein. Und da holen Eon und RWE — bei aller berechtigter Kritik, zu lange nur auf Kohle und Atom gesetzt zu haben — deutlich auf. Bei Investitionen in erneuerbare Energien ist Eon weltweit führend, RWE zumindest in Europa.

Ganz offensichtlich funktioniert dieser Teil der Energiewende auch im Wettbewerb — dessen Reduzierung ohnehin primär zu Lasten der Verbraucher ginge. Dass RWE und Eon durch den rasanten Strategiewechsel und den damit verbundenen Abbau tausender Stellen wohl noch auf Jahre von großer Unruhe geprägt sein werden, steht auf einem anderen Blatt. Genauso wie die Tatsache, dass ihre niedrigen Börsenkurse womöglich ausländische Investoren zum Einstieg einladen. Doch hier zu intervenieren, ist nicht Aufgabe eines EU-Kommissars. Oettinger sollte sich lieber für eine EU-weit abgestimmte, langfristige Energiepolitik einsetzen, die verlässliche Rahmenbedingungen setzt — für große und für kleine Unternehmen.

Quelle: ots / Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung / Thomas Rünker

Bild: e.on