Die Kreislaufwirtschaft in Berlin wandelt sich immer mehr vom Entsorger zum Rohstofflieferanten. Ursachen sind knapper werdende Rohstoffe, weiter steigende Preise und ökologische Herausforderungen. Dies ist ein Ergebnis einer Analyse zu den wirtschaftlichen und technologischen Potenzialen der Branche, die die IHK Berlin am Mittwoch erstmals vorgelegt hat. Darüber hinaus empfiehlt sie die Einrichtung eines Clusters Green Economy in der Bundeshauptstadt und fordert eine Verbesserung der politischen Rahmenbedingungen.
„Unsere Analyse hat gezeigt: Eine starke Berliner Kreislaufwirtschaft ist der Motor für die weitere Entwicklung der Green Economy in der Hauptstadt“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Jan Eder bei der Veröffentlichung der Studie. Die Analyse zeige aber auch, dass sich das Bild der Branche wandeln muss. Trotz ihrer Bedeutung für den Wirtschaftsstandort werde ihr wirtschaftliches Potenzial in Berlin noch zu häufig übersehen.
„Bisher werden die Unternehmen der Kreislaufwirtschaft noch vorrangig mit dem Thema Abfallbeseitigung verbunden“, so Eder weiter. „Künftig werden jedoch Themen wie Rohstoffeffizienz, Ressourcenmanagement und hochwertige Recyclingtechnologien die Branche prägen. Diese Einsicht muss sich durchsetzen, wenn Berlin in allen Feldern der Green Economy zum Leuchtturm werden will. Mit richtigen Strukturen kann das volle Potenzial der Kreislaufwirtschaft und der gesamten Umweltwirtschaft in Berlin ausgeschöpft werden. Wir empfehlen daher, so bald wie möglich ein zentrales Clustermanagement für die Green Economy einzurichten.“
Schon heute ersetzt die Kreislaufwirtschaft pro Jahr Rohstoffimporte nach Deutschland im Wert von 8,4 Milliarden Euro. Nicht ohne Grund zählt sie deshalb zu den zukunftsweisenden und rasant wachsenden Leitmärkten der Green Economy. Die IHK-Studie betont die Bedeutung der Kreislaufwirtschaft für die Gesamtwirtschaft: Die in Berlin ansässigen Unternehmen sind mit einer Bruttowertschöpfung von mehr als 2,7 Milliarden Euro jährlich ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Schon heute sind mehr als 400 Unternehmen in Berlin aktiv und beschäftigen mehr als 8.500 Mitarbeiter im größten zusammenhängenden Entsorgungsraum Deutschlands. Als Arbeitgeber haben die Firmen in Berlin inzwischen die gleiche Bedeutung wie Unternehmen der Energieversorgung oder die Pharmaindustrie. Im Vergleich der Großstädte hält die Kreislaufwirtschaft in Berlin den höchsten Anteil an der Gesamtbeschäftigtenzahl. Eine große Bedeutung für den wachsenden und lukrativen Markt hat auch die günstige Lage zu Osteuropa.