Der Marburger Bund will streiken. Schon wieder. Es wäre der zweite Streik in der dritten eigenen Tarifrunde der kleinen Gewerkschaft. Sie tritt unabhängig von den anderen Bediensteten in den Krankenhäusern für mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen allein für Ärzte ein. Wie die Fluglotsen oder Lokführer nutzt sie diese Machtposition und rechnet damit, dass die Öffentlichkeit ihr Anliegen — wie gehabt — mit Sympathie begleitet und die Arbeitgeber schnelleinknicken. Fürchten die doch den Zorn des Publikums — das wiederum um die eigene Gesundheit besorgt ist. Das Problem ist nur: Die Krankenhäuser haben keine Möglichkeit, steigende Personalkosten über höhere Preise zu refinanzieren.
Ihnen bleiben nur zwei Möglichkeiten. Die erste: mehr Patienten zu behandeln. Das tun viele Kliniken. In der Konsequenz müssen alle dort Beschäftigten mehr arbeiten. Einen Personalausgleich gibt aber nur bei der Gruppe der Ärzte, deren Zahl kontinuierlich steigt. Die dafür notwendigen Mittel müssen — zweite Möglichkeit — an anderer Stelle eingespart werden. An anderer Stelle, das heißt in erster Linie bei den Pflegekräften, die man schlecht outsourcen kann. Deren Zahl sinkt seit Jahren, ihre Gehaltsentwicklung bleibt weit hinter der der Ärzte zurück. Die müssen deshalb wissen: Ihr Streik geht auf Kosten der Pflege und damit letztlich auf Kosten der Patienten.
Quelle: ots / Neue Westfälische / Peter Stuckard