„Radio Africa“, „New Millionaires“ – mit diesen Liedern platzierten sich Latin Quarter Mitte der Achtziger Jahre in den Top 20 der Deutschen Single-Charts. Ein Vierteljahrhundert später hat Steve Skaith als ihr früherer Frontmann die Hits von einst („Radio Africa“ mit aktualisiertem Text!) und weitere neun repräsentative Songs aus den drei Alben der britischen Politpop-Formation (1983-1998) neu eingespielt — mit der Band seines Namens. „Latin Quarter – Revisited“ (Westpark Music, Vertrieb: Indigo, VÖ: 22.1.2010) heißt die CD.
Es ist seit 2003 das vierte Studiowerk des jetzt in Bournemouth beheimateten Quartetts, das aus Steve Skaith (Gesang, Gitarre), Catherine Burke (Mandoline, Klarinette, Pfeifen, Gesang), Schlagzeuger Ricardo Serrano und der Ex-Dostoyevskys-Musikerin Siobhan Culhane (Akkordeon, Pfeifen, Gesang) besteht. Binnen 42 Minuten gibt es vier Stücke des Latin-Quarter-Debüts „Modern Times“ sowie des Nachfolgers „Mick And Caroline“, drei von „Swimming Against The Stream“ und eines von „Long Pig“ zu hören. Sind die Originale dem „differenziert arrangierten Folkrock“ (stereoplay) zuzuordnen, so klingen die aktuellen, (semi)akustisch instrumentierten Versionen minimalistischer. Diese radikale Entschlackung ergibt eine intim wirkende Variante von Skaith‘ stets melodiösen Kompositionen. Er, der schon früh Mitglied einer Menschenrechtsorganisation war, stellt dadurch noch mehr als früher genau das in den Mittelpunkt, was einst auch zum Latin-Quarter-Markenzeichen geworden ist: die reflektierte, engagierte, zeitlos-aktuelle Poesie von Texter Mike Jones, handelnd von politischen Krisenherden und generellen Missständen (nachzulesen in dem beiliegenden 16-seitigen Booklet). Steve Skaith ist nicht nur ein beeindruckendes Beispiel dafür, dass engagierter Klartext in unterhaltsamem Rahmen präsentiert werden kann, sondern stellt sich zudem ganz in die Tradition seines Vorbildes Phil Ochs. Der auch von Bob Dylan, Eddie Vedder (Pearl Jam) und Joan Baez geschätzte amerikanische Protest-Singer-Songwriter sagte treffend: „Eine Broschüre, ganz egal wie gut sie ist, wird nie mehr als einmal gelesen, aber einen Song lernt man auswendig und wiederholt ihn immer wieder.» Abdruck honorarfrei!