Deutsche Unternehmen sind nach aktuellen Kenntnissen der Telekom-Sicherheitsabteilung auf breiter Front von Wirtschaftsspionage betroffen. Das hat der Leiter der Telekom-IT Sicherheit, Thomas Tschersich, gegenüber dem NDR bestätigt. «Wir kennen durchaus Fälle, in denen erfolgreich mit Cyberwaffen angegriffen worden ist, um gezielt Informationen abzugreifen. Das Spektrum reicht vom Mittelstand bis zu Industrieunternehmen. Letzten Endes ist jeder betroffen», sagte Tschersich im Gespräch mit NDR Autor Klaus Scherer bei Recherchen für einen Film über Risiken neuer Technologien.
«Wir wissen das, weil wir selbst Kundenunternehmen dabei unterstützen, ihre Systeme wieder zu sichern», so Tschersich. Über mögliche Angreifer äußerte er sich zurückhaltend. «Es ist unheimlich schwer zu sagen, wer das ist, ob mutmaßlich nachrichtendienstliche Täter dahinter waren oder ein Onlinekrimineller, der sich nur eine verfügbare Angriffssoftware kopiert hat. Anhand der Waffen ist die Motivation gar nicht mehr zu unterscheiden.»
Die Diskussion in den Nachrichten über die Aktivitäten des US-Geheimdienstes NSA begrüßt Tschersich. «Der Vorteil der Debatte ist, dass der Stein ins Rollen gekommen ist. Wir haben Rechtsräume, die sich an nationalen Grenzen orientieren, und wir haben das Internet, das genau diese Grenzen überspannt. Das müssen wir irgendwie zusammenbekommen.» Der Wirtschaft empfehle er eine digitale Nachbarschaftshilfe: «Wenn Sie wissen, wie bei Ihrem Nachbarn eingebrochen worden ist, dann sind Sie in der Lage, Ihre Fenster und Türen besser zu sichern.»
Allein auf speziell eingerichteten Smartphone-Attrappen, sogenannten «Honigtöpfen», registriert die Telekom 30.000 Attacken im Monat, die sie analysiert. Auch die Sorge vor eingeschleusten Spionen wächst im Konzern. «Hier im CERT würde ich nur sehr zögernd jemanden einstellen, der keinen deutschen Pass hat», sagte Telekom-Spezialist Bernd Esser dem NDR. Gegen derlei Spionage helfe keine äußere Firewall. «Da bekomme ich irgendwann eine Bewerbung von jemandem, der perfekt qualifiziert ist und genau auf die Stelle passt, der wahrscheinlich auch gar keine hohen Lohnforderungen hat, aber vielleicht sein Gehalt auch noch von anderen bezieht.»
(ots / NDR) / Bild: Telekom AG