Nach entsetzlichen Anschlägen ähneln sich die Reaktionen häufig: Die offene Gesellschaft werde von denen angegriffen, die die Freiheit hassten. Oder: Unsere Demokratie sei wehrhaft und die widerwärtigen Attentate ließen uns alle enger zusammenstehen. Es ist richtig, diese Gedanken zu formulieren. Auch ist es eine Selbstverständlichkeit, den Angehörigen der Opfer aus tiefstem Mitgefühl zu kondolieren. Aber es ist auch an der Zeit, Konsequenzen aus einer ganzen Reihe von islamistischen Überfällen zu ziehen.
Europa steht vor einer gewaltigen Herausforderung. Dabei können keine Garantien gegeben werden, dass islamische Terroristen nicht wieder woanders auf dem Kontinent zuschlagen werden. Der französische Premierminister trifft den Kern der Sache, wenn er formuliert, wir seien im Krieg und erlitten seit Monaten in Europa Kriegsakte. Deshalb müsste es auch den Allerletzten klar werden, dass dem islamischen Terror nur gemeinsam die Stirn geboten werden kann. Mit nationalen Alleingängen kommt niemand weiter, wenn global agierende IS-Fanatiker ihrem Hass freien Lauf lassen. Noch immer halten Geheimdienste ihre Informationen zurück, weil sie ihre Quellen nicht offenlegen wollen. Die Europäische Union braucht ein gemeinsames Terrorabwehrzentrum.
Die Gewerkschaft der Polizei verlangt nach den Anschlägen von Brüssel einen uneingeschränkten gemeinsamen Datenaustausch und liegt mit dieser Forderung richtig. Eine solche Bündelung der Kräfte könnte — immer im rechtsstaatlichen Rahmen — zügig von der EU beschlossen werden, einseitige nationale Verschärfungen von Sicherheitsvorkehrungen erinnern dagegen an Placebos. Der Kampf gegen den IS wird Experten zufolge Jahre dauern und Milliarden verschlingen. Dieser Krieg gegen Europa und seine viel beschworenen Werte verdeutlicht aber auch mit aller Dramatik eines: Er ist nur gemeinsam zu gewinnen. Flaggen auf Halbmast und ehrlich gemeinte Solidaritätsbekundungen alleine reichen nicht aus.
Quellen: ots / Schwäbische Zeitung / Bild: Gerd Altmann