Zwei Millionen Einweg-Plastikflaschen verbrauchen die Deutschen pro Stunde. Das sind 46 Millionen am Tag und rund 17 Milliarden im Jahr. Zu diesem Ergebnis kommt die Deutsche Umwelthilfe (DUH) nach eigenen Berechnungen. Anlässlich der Europäischen Woche der Abfallvermeidung appelliert sie an Umweltministerin Barbara Hendricks, den Einweg-Trend zu stoppen und eine verbindliche Mehrwegquote im Wertstoffgesetz festzulegen.
Die DUH hält außerdem eine verpflichtende Kennzeichnung von Einweg- und Mehrweggetränkeverpackungen auf dem Produkt sowie eine Lenkungsabgabe auf Einwegflaschen und Dosen in Höhe von 20 Cent — zusätzlich zum Pfand — für notwendig.
Für ihre Analyse zum Plastikflaschenverbrauch ging die DUH vom Durchschnittsgewicht einer 1,5 l Einweg-PET-Flasche aus. Diese hat sie ins Verhältnis gesetzt zum Gesamtgewicht der jährlich in Deutschland in Verkehr gebrachten pfandpflichtigen Einwegplastikflaschen. Die Energie, die jährlich für die Herstellung des benötigten Polyethylenterephthalats (PET) für Plastikflaschen nötig ist, entspricht dem durchschnittlichen Stromverbrauch von mehr als drei Millionen Haushalten in Deutschland. Außerdem werden für die Produktion aller in Deutschland verbrauchten Einweg-Plastikflaschen 665.000 Tonnen Rohöl eingesetzt. Die DUH geht dabei von einem nach dem aktuellen Stand der Technik anzunehmenden Rezyklatanteil von 30 Prozent in Einweg-Plastikflaschen aus.
Mehrwegflaschen dagegen vermeiden Abfälle und schützen die Umwelt sowie das Klima, weil sie sich bis zu 50 Mal wiederverwenden lassen. Damit ersetzt jede wieder befüllte Mehrwegflasche die energie- und ressourcenintensive Neuherstellung einer Einwegflasche. Würden alle Deutschen nur Mehrwegflaschen nutzen, könnten im Vergleich zum Einsatz von Einwegflaschen jährlich 500.000 Tonnen Kunststoffabfall vermieden und circa 1,3 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden.
«Jeder Deutsche verbraucht im Durchschnitt 207 Einwegplastikflaschen im Jahr. Das Ergebnis sind mehr als 500.000 Tonnen Kunststoffabfälle. Dabei haben wir durch die im Kreislaufwirtschaftsgesetz festgelegte Abfallhierarchie die Vorgabe, Müll zu vermeiden. Der Trend zu Ex- und Hopp-Verpackungen muss endlich gestoppt und die Umsetzung der Abfallhierarchie von der Bundesumweltministerin Hendricks verbindlich eingefordert werden», sagt der DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Er betont, dass der Einsatz von Mehrwegflaschen im zukünftigen Wertstoffgesetz durch die Festlegung verbindlicher Zielquoten gefördert werden muss. Weil die derzeitige Mehrwegquote für Getränkeverpackungen nur noch knapp 40 Prozent beträgt, schlägt die DUH eine stufenweise Anhebung von mindestens 55 Prozent bis 2017, 70 Prozent bis 2019 und 80 Prozent bis 2021 vor.
«Selbst wenn Einweg-Getränkeverpackungen im Supermarkt zurückgegeben und nach dem Zerschreddern recycelt werden, kann das deren Umweltauswirkungen nur verringern, aber nicht kompensieren. Das Spülen und Reinigen von Mehrwegflaschen verbraucht deutlich weniger Energie und Rohstoffe als die immer währende Neuproduktion von Einweg-Plastikflaschen und Dosen», erklärt der DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft Thomas Fischer.
Vor allem Discounter tragen zum Einweg-Trend bei. Über 50 Prozent des Mineralwassers wird inzwischen bei Aldi und Lidl verkauft. Auch Coca-Cola unterstützt die Entwicklung zu Wegwerfverpackungen. Der Softdrink-Hersteller hat Anfang 2015 damit begonnen, schrittweise seine Mehrwegflaschen abzuschaffen. Um dem entgegenzuwirken ist nach Auffassung der DUH eine so genannte Lenkungsabgabe auf Einweggetränkeverpackungen notwendig. Sie sollte 20 Cent betragen und zusätzlich zum Pfand erhoben werden. Aus dem Aufkommen der Abgabe sollten Maßnahmen zur Förderung ressourcenschonender Mehrweggetränkeverpackungen finanziert werden.
«Einweg muss mehr kosten. Nur wenn sich die negativen Umweltauswirkungen von abfallintensiven Einweggetränkeverpackungen im Produktpreis widerspiegeln, lässt sich der Trend zu Wegwerfverpackungen stoppen», betont Fischer.
Bild: Michal Maňas (CC BY 3.0)