Wilhelmshaven vergibt zum siebten Mal Preis der Meeres- und Küstenforschung — Berlin Herald

Wilhelmshaven — Zum siebten Mal seit 1988 vergibt die Stadt Wilhelmshaven in diesem Jahr den „Wilhelmshaven Preis der Meeres- und Küstenforschung“ für besondere wissenschaftliche Leistungen. Damit unterstreicht die Stadt ihre Bedeutung als Wissenschaftsstandort. Mit dem Forschungspreis werden Forscherpersönlichkeiten ausgezeichnet, die — zumeist mit ihrem Lebenswerk — in besonderem Maße dazu beigetragen haben, komplexe naturwissenschaftliche Zusammenhänge zu verstehen. Der Förderpreis gilt jungen Nachwuchsforschern, die mit innovativen wissenschaftlichen Arbeiten auf sich aufmerksam gemacht haben, als Unterstützung auf ihrem weiteren Weg.

Die Preisempfehlung aus insgesamt acht Vorschlägen hat eine Jury aus den Vertretern der in Wilhelmshaven ansässigen Meeres- und Küstenforschungsinstitute unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Franz Bairlein erarbeitet: Institut für Vogelforschung „Vogelwarte Helgoland“, Forschungsinstitut „Senckenberg am Meer“, Deutsches Zentrum für marine Biodiversität, Institut für Chemie und Biologie der Meere an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Niedersächsisches Institut für historische Küstenforschung. Der Forschungspreis 2011 geht an Prof. Dr. Karl-Ernst Behre, ehemaliger Direktor des Niedersächsischen Instituts für historische Küstenforschung, für seine vielfältigen Arbeiten zur Vegetations- und Klimageschichte der norddeutschen Küstenregion. Seine umfangreichen Arbeiten — ob über Meeresspiegelschwankungen, Geologie der Marschen, über Moore oder die Pflanzen und Umwelt in der Vergangenheit — haben wesentlich zum Verständnis der Küstendynamik im Bereich der deutschen Nordsee beigetragen. Seine Arbeiten zum Meeresspiegelanstieg und den damit verbundenen Veränderungen der Küsten auf Grund geologischer, botanischer, bodenkundlicher und archäologischer Daten sind beispielgebend für die moderne Küstenforschung. Die Schwankungen des Meeresspiegels in der Vergangenheit sowie die Folgen des Deichbaus, den der Mensch als Reaktion daraufhin unternahm, sind von größter Aktualität und haben für die Prognose der zukünftigen Entwicklung höchste Relevanz. Die beiden Förderpreise gehen an zwei junge Wissenschaftlerinnen. Dr. Deborah Buehler arbeitet derzeit an der Universität Toronto in Kanada. Sie hat sich in ihrer Doktorarbeit an der Universität Groningen, Niederlande, mit der Frage beschäftigt, wie ein Zugvogel — in ihrem Fall der im Wattenmeer häufige Knutt — mit den extremen Anstrengungen seiner Wanderungen über tausende von Kilometern zurecht kommt. Während wir Menschen unter starker körperlicher Belastung oftmals anfällig für Krankheiten sind, ist dies für Zugvögel trotz extremer körperlicher Belastung kein Problem. Auch mit neuen Krankheitserregern in den unterschiedlichsten Regionen während ihrer Reise können sie durch Anpassungen in ihrem Immunsystem umgehen. Dr. Michaela Spiske hat mit ihrer Doktorarbeit am Institut für Geologie und Paläontologie der Universität Münster ein Thema aufgegriffen, das in den letzten Jahren wiederholt in den Medien war: Tsunamis. Welche Auswirkungen Sturmfluten und Tsunamis auf eine Küstenregion haben, hat Spiske vergleichend an der Nordsee, auf den Antillen, in Südamerika und auf Java untersucht. Ihr Augenmerk lag dabei auf der Untersuchung bei solchen Ereignissen abgelagerter Sedimente. Sie erlauben Rückschlüsse zu vergangenen Sturmfluten und ihre Wellenhöhen, aber auch Vorhersagen zu den Auswirkungen zukünftiger Sturmfluten und Tsunamis.

Die Preisverleihung durch Oberbürgermeister Eberhard Menzel und Prof. Dr. Franz Bairlein findet in feierlichem Rahmen am 7. Oktober 2011 statt.

Foto: jensson / Quelle: PHOTOCASE