Die Mehrheit der europäischen Unternehmen leidet unter der schlechten Zahlungsmoral ihrer Kunden. Knapp 60 Prozent haben sich in der Vergangenheit mit Problemen aufgrund von Zahlungsverzögerungen und -ausfällen auseinandersetzen müssen. Betroffen waren die Unternehmen vor allem von Gewinneinbußen und Liquiditätsengpässen. Das ergab die EOS Studie «Europäische Zahlungsgewohnheiten», für die das Marktforschungsinstitut Ipsos 2013 bereits zum sechsten Mal 2.600 Entscheider in zwölf europäischen Ländern befragt hat.
Demnach begleichen durchschnittlich 74,8 Prozent der Europäer ihre Rechnungen termingerecht. Polnische (70%), griechische (70,2%) und britische (70,2%) Kunden zahlen am unzuverlässigsten, deutsche (79,6%) und russische (78,3%) am pünktlichsten.
«Interessant ist, dass die europäischen Sorgenkinder wie Griechenland und Spanien ihre Werte deutlich verbessern konnten», kommentiert Hans-Werner Scherer, Vorsitzender der Geschäftsführung der EOS Gruppe. Der Anteil der termingerechten Zahlungen erhöhte sich in Spanien im Vergleich zu 2012 von 69,6 auf 76,9 Prozent und in Griechenland von 66,4 auf 70,2 Prozent. «Das ist hoffentlich ein Zeichen dafür, dass die Entwicklung in diesen Ländern in die richtige Richtung geht und der schlimmste Punkt der Wirtschaftskrise überwunden ist.»
Dafür spreche auch, dass Unternehmer ihren Kunden europaweit strengere Vorgaben für den Zahlungsverkehr machen, zum Beispiel bei den Zahlungszielen: Zwar gewähren griechische (65 Tage) und spanische Unternehmen (51 Tage) die längsten Fristen, jedoch reduzierten diese im Vergleich zu 2012 um 3 bzw. 15 Tage. Deutsche Unternehmen haben mit 18 Tagen europaweit die kürzesten Zahlungsziele.
Insgesamt haben sich die Zahlungsfristen durchschnittlich von 35 auf 32 Tage verkürzt. Besonders deutlich zeigt sich dieser Trend in Westeuropa: Dort gaben Unternehmen ihren Kunden im Vergleich zu 2012 fast sieben Tage weniger Zeit, um Rechnungen zu bezahlen.
Als Gründe dafür, verspätet oder gar nicht Forderungen zu begleichen, nannten die Befragten für Privatpersonen vor allem die allgemeine Wirtschaftslage, momentane Liquiditätsengpässe und Überschuldung. Bei Unternehmenskunden spielten zudem Zahlungsausfälle bei eigenen Kunden eine Rolle. «Dies setzt eine Kettenreaktion in Gang», meint Scherer, «denn wenn einer nicht zahlt, bringt er den nächsten in Bedrängnis. Dieser wiederum bekommt Schwierigkeiten und kann seine Dienstleister und Lieferanten nicht bezahlen.»
Besonders in Osteuropa rechnen Unternehmen auch zukünftig mit negativen Folgen aufgrund von schlechter Zahlungsmoral: Etwa drei Viertel von ihnen erwarten in den nächsten Jahren Probleme, sie befürchten vor allem Liquiditätsengpässe und Gewinneinbußen.
Bild: s.media