Zeugnisse des Mittelalters in der Breiten Straße gefunden — Berlin Herald

Archäologen haben an der Breiten Straße in Berlin Mitte zahlreiche Spuren der mittelalterlichen Bebauung gefunden. Die Breite Straße war damals die Hauptstraße der Stadt Cölln. Die Grabungen an der Breiten Straße begannen am 28. September 2012 im Bereich von acht ehemaligen Grundstücken.

Breite Straße 15: Mauerwerk aus dem 17./18. Jahrhundert, Foto: Fa. ArGePro GmbH Zunächst suchten die Archäologen nach Zeugnissen der einstigen barocken Bebauung und fanden insbesondere in den ehemaligen Gebäuden Breite Straße 11, 15, 17 und 18 Steinkeller ab dem 16. Jahrhundert. Inzwischen wurden sieben von acht Gebäuden vollständig untersucht. Unterhalb der Keller hat sich in vielfältiger Weise das Cöllner Mittelalter erhalten. Latrinen- und Abfallgruben, Pfostenspuren mittelalterlicher Häuser, Holzwasserkästen von Handwerkern, hölzerne Kellergruben und Brunnen lassen ein vielfältiges mittelalterliches Leben lebendig werden. Breite Straße 18: Mauerwerk des 15. – 18. Jahrhunderts sowie Füllschichten von Abfallgruben (Fundort des Spielsteins); Foto: Fa. ArGePro GmbH Mit dem Fund eines Spielsteins mit Vogelmotiv gelang eine kleine Sensation: Spielsteine mit Vogelmotiv wurden in Deutschland bisher nur sehr selten gefunden. Der «Cöllner Spielstein» kann in das 13. Jahrhundert datiert werden und zeugt davon, dass die Spiele der Kreuzfahrer offensichtlich auch in Cölln populär waren. Vielleicht wurde der Stein sogar am Fundplatz hergestellt, da dort auch ein Rohling gefunden wurde. Nicht minder überraschend war die Entdeckung eines Feldsteinbrunnens, wie er für ländliche Siedlungen ab dem 13. Jahrhundert typisch war. In Berlin stellt er möglicherweise ein Novum da, sollte sich bestätigen, dass der Brunnen mittelalterlich ist. Es wird deshalb in der nächsten Woche der Versuch unternommen, Holz aus der Brunnensohle zu gewinnen, um damit eine exakte naturwissenschaftliche Datierung zu ermöglichen. Weitere Erkenntnisse werden demnächst bei den beginnenden Grabungen im Hof und Kellerbereich des ehemaligen Ermelerhauses erwartet. Die Grabung sollte im August abgeschlossen sein, wird aber eventuell bis Oktober 2013 verlängert. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt und die Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH (DSK) haben vereinbart, dass einige historisch wie archäologisch besonders bedeutsame Baureste erhalten bleiben. Dies betrifft die Keller des Ermelerhauses, das Grundstück Nr. 15 des Kaufhauses Hertzog mit dem Feldsteinbrunnen und ein Bereich des Grundstücks Nr. 18. Angedacht ist, die Relikte in einem archäologischen Fenster erfahrbar zu machen. Die Grabung steht in Zusammenhang mit der geplanten städtebaulichen Umgestaltung des Areals Breite Straße/ Scharrenstrasse/ Brüderstraße/ Neumannsgasse in Berlin-Mitte nach den Vorgaben des Bebauungsplanes I-218. Zurzeit werden Rückbaumaßnahmen zur Vorbereitung des Geländes für eine zukünftige Bebauung durchgeführt. In dem Areal sollen ab 2014 vorrangig Wohnungen entstehen. Die Rückbaumaßnahmen werden seit 2011 im Rahmen der «Entwicklungsmaßnahme Hauptstadt Berlin – Parlaments- und Regierungsviertel» durchgeführt. Dazu gehören neben dem Abbruch des ehemaligen DDR-Bauministeriums und der Tiefenenttrümmerung der dazugehörigen Grundstücksflächen auch umfangreiche archäologische Erkundungen, insbesondere in der Breiten Straße.

Breite Straße 18: Mauerwerk des 15. – 18. Jahrhunderts sowie Füllschichten von Abfallgruben (Fundort des Spielsteins); Foto: Fa. ArGePro GmbH